Bleibt Biebertal Radwege-Diaspora* ?

Foto: Wikipedia

Am 16. Sept. 2020, 19.30 Uhr im großen Saal des Bürgerhauses in Rodheim findet die Gemeindevertreter-versammlung statt, in der unter TOP 13 (was wohl die Bedeutung des Themas bei uns unterstreicht ?) über die „Priorisierung der Baumaßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs in Biebertal“ beraten wird.

Auf Anfrage vom Biebertaler-Bilderbogen zum Radwegverkehrskonzept bekamen wir am 25. 8. 2020 vom Landkreis Gießen Dank für unser Interesse und folgende Antwort:
Das Radverkehrskonzept für den Landkreis Gießen soll nach dem Abschluss der Beratungen im Kreistags-ausschuss für Infrastruktur, Umwelt und Energie sowie im Kreistag voraussichtlich in dessen Sitzung am 21. 09. 2020 beschlossen werden. Danach wird es auf der Internetseite des Landkreises Gießen abrufbar sein.“

Dann war im Gießener Anzeiger am 27. 8. 2020 zu lesen, dass der Landkreis sein Radwegekonzept vorgestellt hat, in dem 171 Radwege-Projekte für 139 Millionen Euro aufgelistet sind. 
34 mal Prioritätsstufe A. Biebertal ist nicht dabei.
Weiter ist zu lesen, dass (während des 3 Jahre währenden Prozesses) die geplante Bürgerbeteiligung „coronabedingt“ bisher nicht stattfinden konnte; und dass die Bürger die Pläne jedoch auf der Homepage des Landkreises einsehen können.

Auf der Hompage des Landkreises wird für Bürgerbeteiligung geworben. Doch: ist die wirklich erwünscht?

Eigene Recherchen zeigen aber schon jetzt in einer Karte des Landkreises die Schwachstellen in Biebertal, wie auch notwendige Maßnahmen in Biebertal und eine Prioritätenliste.

Weiterhin schränkte die Landrätin in dem Artikel des Gießener Anzeigers ein, dass es sich hier um keine Radwegeplanung handele:
Wenn eine Kommune ein Radwegeprojekt angehen will, beginne dann erst der normale Planungsprozess, die Hürden durch Naturschutz oder die Probleme mit dem Ankauf der Grundstücke.
Frau Schneider kann sich daher vorstellen, dass die Projekte innerhalb von 10 Jahren umgesetzt werden.
Nützliches kann dazu auf wikipedia oder im Handbuch Radwegweisungen Hessen nachgelesen werden.

Auch im Wettenberger Parlament wurden (Artikel des Gießener Anzeigers vom 29. 9. 2020) wird beklagt, dass seit 15 Jahren geredet, aber nichts getan wird. Ähnlich bei uns, wo es aus der Zeit, in der Herr Leicht noch Bürgermeister war, fertige Pläne für die Radwege gab.

Dabei hatte der Landkreis sich vor 3 Jahren im „Masterplan 100% Klimaschutz“ das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemission bis 2050 um 95% zu senken. Dabei spielen Radfahrwege zur Schule, zum Arbeits-platz oder Einkauf und der ÖPNV eine bedeutende Rolle in der Gleichwertigkeit von Stadt und Land!

Dann sind da noch die Vorgaben, um die Zuschüsse des Landes (bis zu 75´%) zu erhalten:
Radwege sind dann nämlich in Asphalt zu erstellen, 2,50 m breit oder gar 3 m, wenn er zudem als Wirtschaftsweg genutzt werden soll.
Solcher Komfort ist zwar wünschenswert, aber nicht überall notwendig und oft ist es auch aus ökologischen Gründen nicht sinnvoll, die Landschaft zu versiegeln.
Oft würde eine sinnvolle Verkehrsführung (z.B. in Bieber) und entsprechende Beschilderung schon einen großen Fortschritt für die Sicherheit der Radler bringen.

Nach den Recherchen der Zukunftswerkstatt Biebertal 2018 zu Rad- und Wanderwegen in Biebertal wurde ein Ordner Material für das regionale Radwegekonzept des Landkreises an unsere Bürgermeisterin übergeben. Wenn ich nun diese Nachrichten lese, fragte ich mich, worauf wurde gewartet?
Die Antwort dürfte mal wieder „Geldmangel“ oder, anders gesagt, „andere Prioritäten“ heißen.
Dabei werden die Kosten des Klimawandels erheblich höher sein und zukünftige Generationen vor immense Aufgaben stellen. Es gilt heute, vorausschauend zu handeln.

Immerhin gibt es – aufgrund dieses Prozesses zum Radwegekonzept des Landkreises – nun eine Liste „Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs in Biebertal“ inclusive einer Prioritätenliste von 1 – 6. Dabei liegen die aktuellen Schätzkosten (nicht die Preise in 10 Jahren!) für Wege der 
Prioritätsliste 1 bei fast 400.000 Euro, mit Planungskosten von ca. 80.000 Euro.
In Kathegorie 2 steht das Verhältnis von ca. 1 Million zu 200.000 Euro für die Planung.
Priorität 3: ca. 400.000 Euro, bei 80.000 Euro für die Planung; 
Priorität 4 noch mal ca 450.000 Euro plus ca. 90-000 Euro Planungskosten;
Priorität 5 ca. 100.000 Euro, auch immerhin mit ca. 20.000 Euro für ein Planungsbüro und
in Priorität 6 sind es dann noch mal ca. 1,3 Millionen Euro und ca. 270.000 Euro für den Plan.

  • Diaspora = ein Gebiet, in dem es nur Minderheiten gibt (ursprünglich religiöse), also hier: MInderheiten von Radwegen.

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