Wasserversorgung in Biebertal

Ein Beitrag von Peter Kleiner

Wasser ist Leben

Die trockenen und viel zu warmen Sommer der letzten Jahre führten uns anschaulich vor Augen, wie die Natur auf Wasser angewiesen ist und was ein Mangel an Niederschlägen verursacht.
In unseren Wäldern zeichnet sich in Folge von Trockenheit ein bisher nie dagewesenes Absterben von Bäumen ab. Nicht nur die Fichten, die in Folge von flachen Wurzeln nicht mehr wasserführende Bodenschichten erreichen und darüber hinaus durch Borkenkäfer befallen sind, sterben massenhaft, sondern auch die Buchen, welche die Hauptbaumart in den Biebertaler Wäldern bilden, leiden unter Trockenheit.

Doch wie geht es uns Menschen?
Verspüren wir auch die Folgen der Trockenheit. Nein, aktuell kaum. Denn noch haben wir genügend frisches, sauberes Trinkwasser – übrigens in ganz Deutschland.
Begrenzte lokale Einschränkungen und Engpässe können schon mal vorkommen; z.B. wenn im Sommer das Auto nicht gewaschen werden darf, um die Wasserreserven zu schonen.
Noch reicht es, eine Wasserzapfstelle aufzudrehen und schon fließt das kostbare Nass!

Was steckt aber dahinter, bis das Wasser bei uns in Biebertal ankommt?

Foto Friedhelm Scholz

Über die Quellen an der Obermühle, wo das Biebertaler Wasserwerk steht werden jährlich etwa 430.00 m³ Wasser aus dem Grundwasserstock entnommen und in das Leitungsnetz eingespeist.
Es handelt sich um Grundwasser aus den Kalksteinklüften im Dünsberggrund.
Von dieser Menge kommen allerdings bei den Wasserabnehmern in Rodheim-Bieber, Fellingshausen, Frankenbach, Königsberg und Vetzberg nur etwa 380.00 m³ an, die auch als Verbrauch abgerechnet werden.
Das bedeutet, dass ca. 11% Wasser „verloren“ geht.
Die Ursache können undichte Leitungen, Rohrbrüche, Entnahmen aus Hydranten für Feuerwehreinsätze oder Messdifferenzen sein.
Der Ortsteil Krumbach mit etwa 330 Hausanschlüssen wird über die Fernleitung Süd II und Abzweige davon vom Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke versorgt.
Dann stehen in allen Biebertaler Ortsteilen Hochbehälter, in die das ankommende Wasser aus dem Leitungsnetz gepumpt wird.
Von dort erfolgt dann die Einspeisung in die Ortsnetze und Verteilung in Haushalte, wo die ankommende Wassermenge über Wasserzähler gemessen wird.

Die Wasserhärte hat die Klassifikation „Mittel“ – in Krumbach „Weich“

Unser Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel.
Regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen im Wasserwerk sowie an häuslichen Zapfstellen garantieren eine einwandfreie Trinkwasserqualität.
Jedermann kann Leitungswasser ohne Aufbereitung trinken und das zu einem Preis von gerade mal etwa 0,5 Cent je Liter. (inkl. Abwassergebühr) Im Vergleich: 1 Liter Mineralwasser kostet ca. 70 Cent!
Deshalb gilt es, unser Grundwasser vor Verunreinigungen zu Schützen.
Mit der Erlaubnis des Regierungspräsidiums, Grundwasser zu entnehmen, sind strenge Auflagen, wie die Ausweisung von Trinkwasserschutzzonen verbunden, wo jegliche Einträge von Stoffen in den Untergrund verboten sind.
Der Wasserpreis beträgt netto 2,10 Euro je m3 – das sind 1.000 Liter, dazu kommt die jährliche Grundgebühr bei einem normalen Hauswasserzähler von 66,00 Euro.
Der durchschnittliche Verbrauch einer Person beträgt etwa 40 m3 im Jahr, wobei das meiste Trinkwasser über die Toilettenspülung in das Abwassernetz rauscht. – Dafür würde man besser Regenwasser nutzen, das man in Regenwassertanks am Haus sammelt und dann mit separater Leitung zu den Toiletten führt. Dann müsste nur bei leeren Tanks Brauchwasser verbraucht werden.

Und da sind wir schon bei der zweiten Sparte unserer Gemeindewerke,

Abwasserbeseitigung.

Über die Kanalisation, die aus den jeweiligen Grundstücken abzweigen, fließt das Abwasser der Ortsteile Rodheim, Bieber, Fellingshausen, Königsberg und Vetzberg über Sammleleitungen zur Rodheimer Kläranlage.
Die Abwässer von Frankenbach und Krumbach werden der Kläranlage Etzelmühle des Abwasserverbandes Mittlere Salzböde zugeführt.

Die Kläranlage Rodheim ist für 13.00 Einwohner ausgebaut und kann ca 170 Liter in der Sekunde aufnehmen.
Das ankommende Abwasser wird im Rechengebäude vorgereinigt und dann im belüfteten Sandfang vorgeklärt. Danach durchläuft es die biologische Stufe und verlässt geklärt und ohne Schadstoffe die Anlage Richtung Bieberbach.
In den vergangenen Jahren konnte der ausgefaulte Klärschlamm noch landwirtschaftlich verwertet werden. Das ist nicht mehr erlaubt, so dass man nach bezahlbaren Alternativen sucht. 
Die veranschlagte Abwassermenge beträgt etwa 400.00 m³.
Die Abwassergebühr je m³ beträgt 2,53 Euro, dazu kommt die Grundgebühr von 4,50 Euro im Monat.
Da auch Regenwasser aus versiegelten Flächen und bebauten Grundstücken dem Kanalnetzt zufließt, erheben Die Gemeindewerke eine Niederschlagsgebühr von 0,51 Euro je m2 versiegelte Fläche.

Noch ist die Wasserversorgung unserer Bevölkerung gesichert.
Dennoch müssen vorausschauende Planungen für die Zukunft getroffen werden. 
Im Zusammenhang mit der Ausweisung von Neubaugebieten wird der Wasserverbrauch steigen. Schon jetzt ist die Kapazität des Hochbehälters Rodheim erschöpft.
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie empfiehlt den Wasserversorgern, ein sog. zweites Standbein einzurichten, um einem Totalausfall im Falle einer Havarie vorzubeugen.
Für Biebertal bedeutet das, entweder neu Brunnen zu erschließen oder über eine über regionalen Wasserversorger eine Verbundleitung zu bauen.
Spannende Aufgaben, die aber zeitnah zu lösen sind.

Erwähnenswert ist noch der Hochwasserschutz
Gutachten aus vergangenen Jahren empfehlen den Bau von  Hochwasserrückhaltebecken z. B. im Kehlbachbereich.
Sie wurden aber nie verwirklicht, obwohl sie stark subventioniert werden und die heftigen Regenereignisse immer mehr zunehmen.  

Ein Beispiel vorausschauender Hochwasserprävention ist der Gewässerverband Salzbödtetal, wo die Gemeinde Biebertal zusammen mit 5 weiteren Gemeinden Mitglied ist. Der Gewässerverband baute in den letzte fünf Jahren drei Hochwasserrückhaltebecken in Krumbach, um schon im Oberlauf der Bäche Wasser zu stauen und damit Überschwemmungen im weiteren Verlauf vorzubeugen.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass in Biebertal hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür sorgen, dass wir jederzeit sorglos unsere Ver- und Entsorgungsanlagen benutzen können.


Gießener Anzeiger, 13. 10. 2020