Ist ein Leben ohne Waschmaschine lebenswert?

Ein Beitrag von Sonja Kraft, Vereins-Rundschau

über die Lesung von Rita Kotschenreuther aus dem Buch „Wir konnten auch anders. Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit“ von Annette Kehnel.
Eine Veranstaltung im Rahmen des Umweltjahres 2023 der Gemeinde Biebertal
Rita Kotschenreuther

Was würden Menschen aus der Vergangenheit über uns sagen? Bestimmt würden sie sich fühlen wie im Paradies, denn alles steht jederzeit für jeden zur Verfügung. Vieles würden sie aber nicht verstehen: Warum wir alles weg werfen anstatt es wieder zu verwenden oder zu reparieren. Oder warum wir Profitstreben über eine sinnvolle Verwendung der vorhandenen Mittel stellen.

Am Montag, den 20.02.23 gab Rita Kotschenreuther von der Initiative Nachhaltiges Gleiberger Land einen Einblick in die nicht ganz so kurze Geschichte der Nachhaltigkeit. Geladen hatte dazu der Förderverein Bücherei Biebertal.

Die Historikerin Kehnel geht in ihrem Werk der Frage nach, ob die Menschen früher wirklich so viel schlimmer dran waren als heutzutage. Dabei nimmt sie ihre Leser mit auf eine Zeitreise, zum Beispiel zu den Solidargemeinschaften der Klöster, zum florierenden Handel von gebrauchten Alltagsgegenständen des Mittelalters und zu den Bodenseefischern, die ab dem 16. Jahrhundert mit strengen Regularien dafür sorgten, dass nicht nur die gegenwärtige Bevölkerung verlässlich mit Fisch versorgt wurde. Es ist also alles nichts Neues, was wir heute unter nachhaltigem Handeln verstehen. Warum schaffen wir es nicht, trotz des

jahrhundertelangen Erfahrungsschatzes, mit uns und unserem geknechteten Planeten vernünftig umzugehen? „Wir haben das Gefühl für die Begrenztheit der Erde verloren.“ schlußfolgert die Autorin. Wir müssen jetzt erkennen, dass unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten nicht möglich ist. Es geht aber nicht darum, frühere Zeiten zurück zu holen. Viel mehr sollte der moderne Mensch aus der Erfahrung unserer Vorfahren lernen und daraus neue, für unsere Zeit funktionierende Lösungen entwickeln.

In der anschließenden Diskussion waren sich alle Teilnehmer*innen einig, dass ein Umdenken erforderlich ist, auch wenn nicht alle Aspekte des Buches dabei Zustimmung fanden. Bei den Überlegungen ging es mehr um Grenzen als um Verbote. Mehr um eine

gemeinnützige Form des Kapitalismus als dessen Verteufelung. Kreative neue Wege zu finden ist die Aufgabe unserer Zeit. Dass der Mensch dazu in der Lage ist, hat er schließlich in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen.

Hier hätten sich die Veranstalter ein paar mehr Zuhörer/innen gewünscht

Text und Fotos Sonja Kraft